Mir liegen Notizen vor, von Ende Juni 1916, nachdem ich einige Jahre lang die Tsumebmine und andere Erz- und Minerallagerstätten in Deutsch-Südwestafrika bearbeitet hatte. In ihnen ist der Grundgedanke dieses Buches schon skizziert, der in dem Goetheschen Wort, das ich vorangestellt habe, seinen weltbekannten Ausdruck gefunden hat. Ich notierte mir damals: „Man müßte jede Lagerstätte einmal in die kleinsten durch einen genetischen Vorgang erklärbaren Einheiten auseinanderreißen. Diese Einheiten sind das einzige, das zunächst einmal klar erkannt und formuliert werden kann. Erst dann kann der Zusammenbau beginnen und die Synthese der Lagerstätte einsetzen." Ich schrieb das damals in der Namib-wüste, unter dem Eindruck der unvergleichlich schönen und lehrhaften pegmatitisch-pneumatolytisch-hydrothermalen Übergangslagerstätten von Natas, die Ernst Reuntng nachher so meisterhaft beschrieben hat.
Alle meine weiteren Forschungen in zahlreichen Lagerstätten dreier Erdteile waren auf diesen Grundton abgestimmt. Immer wieder prüfte ich seine Berechtigung und Durchführbarkeit. Von ihm aus kam ich noch in demselben Jahr 1916 in Tsumeb zur Erzmikroskopie und entwickelte mir selbständig die Verfahren. Sie sollte eine Helferin sein in jener gedanklichen Auseinanderreißung der Lagerstätten und zu ihrer Aufteilung in isogenetische Paragenesen. 1922 erschien das erste erzmikroskopische
x) Das Gedicht trägt die Überschrift „Atmosphäre" und ist in der Gedichtgruppe „Gott und Welt" erschienen. Es ist dem englischen Meteorologen und Physiker Luke Howard gewidmet. Howard lebte von 1772—1864 und veröffentlichte 1803 ein berühmtes Werk über die Wolken: „On the modifications of clouds", in dem er zum erstenmal eine Systematik der Wolkenformen gab, die noch heute die Grundlage bildet. Das Werk wurde 1894 neugedruckt. Goethe interessierte sich lebhaft dafür und widmete in dieser Zeit noch mehrere seiner Gedichte meteorologischen Fragen. <...>